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Von Venedig nach Istanbul

In Venedig bestiegen wir ein Schiff. Bisher waren wir von Kreuzfahrtschiffen nicht so überzeugt gewesen. Aber der günstige Preis und die Neugier siegten und so fanden wir uns in Venedig auf einem schwimmenden Hotel wieder.

Die Abfahrt an der Altstadt Venedigs vorbei war grandios. Da Schiff war höher als die Kirchen in der Stadt und so hatte man einen wundervollen Blick. Die Vögel flogen bis auf die Adria hinter uns her. Nach dem ersten Zurechtfinden ging es dann zum Abendessen. Von der Reederei hatte man uns an einen 8er Tisch gesetzt. Zwei Österreicher, zwei Schweizer, zwei Kanadier und wir hatten nun die Aufgabe an jedem Abend Smalltalk zu halten und dabei bis zu 5 Gänge zu verzehren. Am ersten Abend wirkten wir wohl recht unbeholfen auf diesem so unbekannten Parkett. Aber wir verbesserten uns und mir gelang es immer mehr Gänge zu verzehren.

Der erste Tag führte uns nach Brindisi. Hier im Süden Italiens hatte man Feiertag und so waren alle Geschäfte geschlossen. Na super. Also gingen wir ins einzige offene Cafe – wie wohl alle Schiff-Touristen. Auch eine alte Kirchen wurde besucht und dann standen wir wieder recht lange am Einstieg, um ins Schiff zu gelangen. Wie in jedem Hafen mussten wir entscheiden, ob wir die teuren Ausflugstickets der Reederei kauften oder auf eigene Faust loszogen. Wir entschieden uns mal so, mal so.

Am zweiten Tag legten wir im griechischen Hafen Katakolon an. Von dort aus fuhren wir ins historischen Olympia. Diese antike Stadt, die durch ein Erdbeben zerstört wurde wird seit vielen Jahren wieder freigelegt. Es ist schon interessant zu sehen, wie man damals gelebt hat. Auch die historische Sportbahn wirkte nicht schlecht. Aber alles in allem war Olympia für mich nicht so wahnsinnig spannend. Griechenland aber wirkte sehr schön. Leider sah man aber überall die Politik der EU, arbeitslose Menschen, protestierende Müllwagenfahrer (inkl. Müll auf den Straßen) und demonstrierende Schulkinder. Sicher ist Griechenland eine längere Reise wert.

Nach einer weiteren Nacht auf See kamen wir in Izmir an. Von dort aus besuchten wir eine alte Kirche und ein Haus in dem der Überlieferung nach Maria, die Mutter von Jesus ihren Lebensabend verbracht haben soll. Alles mal interessant zu sehen. Aber einige Touristen wirkten wirklich verrückt, als sie sich Wasser aus einer Quelle am Haus mit nach Hause nahmen, da es heilende Kräfte haben soll. Anschließend überraschte man uns mit einer türkischen Besonderheit: wir durften/mussten uns eine Verkaufsveranstaltung anschauen in der man uns Lederwaren aufschwatzen wollte. Glücklicherweise ließ man uns nach etwa 20 Minuten zum Bus gehen. Auf den letzten Metern nervte unser Reiseleiter dann echt ein wenig. Er erklärte uns nochmal kurz das Christentum, um uns anschließend noch vom Islam vorzuschwärmen.

Am vierten Tag fuhren wir in den Bosporus ein und legten in Istanbul an. Das frühere Byzanz und Konstantinopel hat doch einige Gebäude, die sehr stark auf die ehemaligen Bewohner hinweisen. Die Hagia Sophia beispielsweise, eine riesige ehemalige Kirche bot viel Interessantes. Die Architektur war wirklich spannend und auch zu sehen, wie später die Muslime diese Kirche zu einer Moschee umbauten. Heute ist das Gebäude ein Museum. Auch typische Märkte schauten wir uns an und kauften das eine oder andere Utensil. Ein echter Döner durfte auch nicht fehlen, bevor es zurück zum Schiff ging. In Istanbul ist es sehr deutlich zu sehen, wie eng die Kontinente aneinander liegen. Flüchlinge auf den Straßen warteten auf Möglichkeiten auf die andere Seite zu kommen. Und wir, die Europäer haben den richtigen Ausweis, der uns überall reinlässt. Irgendwie schon ungerecht.

Auf dem Rückweg machten wi Station in Dubrovnik. Eine kroatische Stadt, die wunderschön restauriert ist und mit seiner Stadtmauer einen wahren Magneten hat. Wir liefen auf der Mauer um die ganze Stadt. In der Altstadt zu wohnen muss für die Einheimischen komisch sein. Tausende von Touristen laufen tagtäglich durch die Straßen. Ich weiß nicht, ob ich mich wohlfühlen würde.

Alles in allem war die Schiffsreise interessant. Wir sahen Orte an die wir sicher sonst nicht gekommen wären. Auch das Reisen in einem Hotel ist zwar gewöhnungsbedürftig mit seinen Shows an den Abenden und der smarten Unterhaltung. Mit teuren Getränkepreisen und Restaurants, die rund um die Uhr geöffnet haben. Aber es ist irgendwie auch angenehm seine Sachen im Schrank lassen zu können.

Alles in allem war es für mich aber sicher das erste und letzte Mal. Man hat wirklich kaum Kontakt zu den Menschen vor Ort. Man isst auf dem Schiff und die Wirtschaft in den Orten, die man besucht hat so gut wie nichts von den Touristen. Selbst die Rundfahrten macht die Reederei selbst. Und wenn dann mal in einem Hafen jemand damit ein Problem hat oder die politische Lage schwierig wird, dann ändert man prompt den Fahrplan und schon sind die Menschen des Landes nicht mehr wichtig.

Ja eine Kreuzfahrt kann man mal gemacht haben. Aber beim nächsten Mal reisen wir wieder als Individualtouristen… Versprochen.

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