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Exorbitantis summ

Ich weile wieder unter den Lebenden. Nicht, dass ich es vorher nicht getan hätte. Aber die letzten drei Tage hat ein übler Jetlag mich nachts wach liegen und tagsüber sehr müde sein lassen – und das bei über 30°C im Schatten. Im übrigen ist hier gerade Winter, „kühl“ bezeichnen die Einheimischen die Temperaturen und Regen kann zu jeder Zeit fallen. Andere Niederschläge gibt es hier ja nicht, obwohl die Singapurer sich alle Mühe geben, ein „echtes“ Weihnachten zu haben und dazu gehört nun mal…? Natürlich – Schnee! Blizzard Time nennt sich das abstruse Spektakel, das allabendlich auf verschiedenen öffentlichen Plätzen hunderte Schaulustige anlockt. Dabei wird Schaum mit großen Ventilatoren in die Luft geblasen und von Weitem beobachtet erinnert das tatsächlich an einen Schneesturm – nur eben bei 30°C.
Beobachten kann man in dieser Stadt vieles. Vor allem Menschen. Wie Ameisen wuseln sie zu bestimmten Zeiten durch die verzweigten unterirdischen Gänge zwischen Shoppingmall, MRT-Station, Tiefgarage und Shoppingmall. Wahrscheinlich schläft diese Stadt nie. Allerdings ist mir mein Nachtschlaf zu wertvoll, um das herauszufinden.
Dafür habe ich etwas anderes herausgefunden, oder beobachtet. Wie man’s nimmt. Das nervtötende hohe sirrende Geräusch vor unserem Fenster zu jeder Tages- und Nachtzeit kommt von keinem technischen Gerät wie vermutet, sondern von einem kleinen unscheinbaren Insekt. Schätzungsweise eine Art Zikade. Steht man direkt neben einem Exemplar, platzt fast der Kopf, so schrill und laut sind sie. Ich habe sie „zikadis exorbitantis summ“ getauft. Sam nennt sie einfach Schreischrecke oder Terrorhüpfer, sehr passend. Es gibt sie quasi überall (außer in den verzweigten unterirdischen Gängen zwischen Shoppingmall, MRT-Station, Tiefgarage und Shoppingmall).
Nun gut, da müssen wir wohl durch, wenn wir das Abenteuer Südostasien erfolgreich meistern wollen.
Es ist schon ein Abenteuer. Weniger wegen der abenteuerlichen Unternehmungen oder der abenteuerlichen Umgebung, mehr ein Abenteuer im Kopf. Die Reise als „Vision-Trip“ zu bezeichnen war eine gute Eingebung von unseren neuen Bekannten aus der OMF-Zentrale. Ich bin ganz erstaunt und angetan davon, dass die Mitarbeiter, die aus aller Welt in aller Welt unterwegs sind und hier gerade Station machen, sich immer wieder einige Zeit nehmen, uns von ihren Erfahrungen, Herausforderungen und Lebensumständen zu berichten. Wir hören zu, wir beobachten, genießen und denken nach. Vision – alles ist offen. Alles kann, nichts muss. Wir werden sehen, was Gott sich für uns vorstellen kann. Und was wir uns für uns vorstellen können. Welche Schlüsse wir aus den Erfahrungen für die Arbeit in Stendal ziehen können. Was wir mitnehmen können nach Deutschland an guten Ansätzen und Gedanken.
STOPP. Wir sind ja gerade erst angekommen. Jetzt denken wir erst mal gar nicht an die Rückkehr nach Deutschland. Jetzt sind wir in Singapur und das ist wirklich eine angenehme, pulsierende, gut organisierte Großstadt. Durch große Parks und Streifen von unberührtem Dschungel ist die Stadt grün und einladend. Strände hingegen wird man fast vergeblich suchen. Da Singapur einen der größten Frachtschiffhäfen der Welt besitzt, ankern zu jeder Zeit hunderte Schiffe in allen Größen vor dem kurzen Küstenabschnitt des Stadtstaates. Da mag man dann doch nicht entspannt schwimmen gehen. Ein bisschen Strand haben wir dann doch entdeckt, auf Sentosa, der Stadt vorgelagerten „Unterhaltungsinsel“ mit Waterpark, Sommerrodelbahn, Universal Studios, Achterbahn, Schmetterlingshaus und Madam Tussauds – um nur einige der Inselattraktionen zu nennen. Wir fanden, der Strand sei genug Unterhaltung für einen Nachmittag – wobei schon nach einer halben Stunde die rote Flagge wegen Blitz-Warnung aufgrund eines drohenden Wolkenbruch gehisst wurde (der dann mindestens eine Stunde auf sich warten ließ). Während des Regens saßen wir dann auf dem Rückweg in der Seilbahn – auch nett.
Ich könnte noch einiges berichten, aber es ist schon spät und ich möchte euch auch noch ein paar Fotos hochladen. Von daher lasst euch ganz herzlich ins weihnachtliche Deutschland grüßen. Genießt die besinnlichen, gesegneten Tage!

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eintauchen

Um 0.30 Uhr deutscher Zeit klingelt der Wecker. Aufstehen, sonst gibts kein Frühstück. Das will ich natürlich nicht verpassen: Toastbrot und Spiegelei.Es ist schon recht warm draußen, gut dass es Ventilatoren gibt. Im Speisesaal sind es etwa 9 Stück. Ein Segen.

Wir leben momentan auf dem Gelände des internationalen Hauptquartiers der OMF, ehemals China-Inland-Mission. Hier wuselt es schon früh, denn mit uns leben hier grade einige Familien. Sie alle verbindet eine Sache, sie wohnen normalerweise in Indonesien, auf Malaysia oder in Thailand. Aber fast alle kommen gebürtig aus Europa oder den USA. Es ist spannend beim Essen zu hören, was sie für ihre Arbeit und ihr Leben antreibt. Ich bemerke Parallelen zu unserem Beruf in Stendal. Aber es gibt auch gravierende Unterschiede. Das Klima oder der Umstand, dass die Kinder zuhause selbst unterrichtet werden. Ich bin gespannt, welche Eindrücke noch folgen werden und ich habe gelernt, was Steff und ich hier eigentlich momentan machen. Man nennt es Visions-Trip. Mit dem Begriff kann man etwas anfangen. Unterwegs sein und sich von Gott inspirieren lassen.

Den restlichen Vormittag widme ich dem Kartenstudium und nach dem Mittagessen machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Wir besichtigen eine der fetten Einkaufsstraßen. Preise, die unsere Augen in Angst und Schrecken versetzen. Wir bemerken, dass die Einkaufszentren nicht nur 3 zusätzliche Stockwerke in die Tiefe besitzen, sondern dass sie dadurch auch miteinander und mit der U-Bahn verbunden sind.

Wir erreichen ein mächtiges Hochhaus, welches schon weithin ersichtlich ist. Daneben dutzende Wolkenkratzer und Bäume aus Stahl, die auch ein Hingucker sind. Auf dem Hochhaus angekommen, wirkt alles so klein da unten. Was für ein Wunder. Ist ja auch ein Hochhaus.

Singapur ist sauber und organisiert! Das steht in Reiseführern und hat sich uns heute bestätigt. Kein Wunder. Essen im Bus ist verboten und wird mit einer Geldbuße von 500$ bestraft. Das Einführen von Kaugummi in das Land ist verboten und es wird alles total in Schuß gehalten. Wir fühlen uns sicher in dieser Stadt. Vielleicht ist hier auch die Polizei ganz fit. Alle Motorradfahrer lassen Helm und Gepäck auf dem Bike, wenn sie einkaufen gehen. Auf unserem Gelände sind die Fenster stets offen und der Nahverkehr wird Video-überwacht. Aber diese Stadt ist auch recht grün. Es gibt kaum Smog, weil fast alle neue Autos fahren.

Die Stadt schläft nie. Wir aber schon. In Deutschland ist es 17 Uhr und ich gehe schlafen.

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Nun beginnt es also…

Guten Morgen aus Singapur. Wobei, von Morgen ist hier nicht mehr zu sprechen, es ist bereits halb fünf nachmittags und das soll uns sehr recht sein. Seit sieben Stunden weilen wir auf singapureanischem (heißt das so? keine Ahnung…) Boden und kämpfen tapfer gegen den Jetlag. Emirates hat dem Namen alle Ehre gemacht und uns zwei komfortable, königlich bewirtete Flüge beschert. Nur die mangelnde Bewegungsfreiheit und der teilweise turbulente Nachtflug von Dubai hat uns den Schlaf geraubt.
Jetzt zieht also der erste Tag des großen Abenteuers wie ein Film an mir vorbei.  Die schwerste Entscheidung des Tages war, nach einem kurzen Mittagsschlaf wieder aufzustehen. Macht nichts, wir haben ja Zeit. Zeit zu schlafen, Zeit zu realisieren, Zeit sich einzustellen. Zeit anzukommen. Aber wenn dir beim Eintritt in eine durch Klimaanlagen auf angenehme 24 Grad (bei Außentemperaturen von über 30 Grad und nahezu 100% Luftfeuchtigkeit) heruntergekühlte Shoppingmall „I’m dreaming of a white Christmas“ entgegendudelt und der Weihnachtsmann mit Kindern für’s Fotoalbum posiert, weißt du, dass du da bist: Welcome to Singapore!